Seelentraeume by Ilona Andrews

Seelentraeume by Ilona Andrews

Autor:Ilona Andrews
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Paranormal
ISBN: 9783802592461
Herausgeber: Egmont LYX
veröffentlicht: 2014-01-08T23:00:00+00:00


9

»Du siehst gut aus«, sagte John Drayton von der anderen Seite der Kajüte. »Stramm. Ausgewachsen. Ich weiß noch, wie kränklich du warst. Dauernd hast du Tiere aufgepäppelt, weil du sie nicht sterben sehen wolltest. Aber ich nehme an, darüber bist du weg.«

George musterte den Mann vor ihm. Jetzt kam es darauf an, seiner Wut einen Riegel vorzuschieben und ihn wie jeden beliebigen Gegner zu bewerten. Die Jahre hatten John herumgestoßen, doch er war bei bester Gesundheit. Offenbar aß er gut, denn er hatte ein paar Pfund zugelegt. In der Kajüte hing der würzige Duft seines Parfums. Er trug gut geschnittene Kleidung aus ordentlichem Material. Sein professioneller Haarschnitt schmeichelte seinem Gesicht. John Drayton war eitel und gab offenbar gerne Geld für sein Äußeres aus.

George hatte ihn groß in Erinnerung, als voluminösen Schatten und als lustigen Gesellen, der gerne scherzte.

Dieser Gedanke spornte seine Grausamkeit an. Scherze. Alles klar.

Die ersten anderthalb Stunden hatte John kein Wort gesagt und vermutlich darauf gewartet, dass George das Reden übernahm: »Wie konntest du uns nur verlassen, Vater?« und »Ich habe mir so gewünscht, dass du zurückkommst, Vater!« Oder auf irgendeinen Hinweis, Anhaltspunkt oder Hebel. Da kannst du lange warten, Drecksack.

Die meisten Menschen vertrugen Schweigen nicht gut, und John hatte auf diesen Umstand gesetzt und verloren. George machte die Stille nichts aus. Schweigen war ein nützliches Werkzeug, seine Agentenführer beim Spiegel hatten es sehr wirksam eingesetzt. Als John endlich kapierte, dass er keine Anhaltspunkte bekommen würde, beschloss er, selbst zu reden und eine Schwachstelle zu finden. Doch George hatte genügend Verhöre des Spiegels mitgemacht, um erahnen zu können, welche Richtung diese Unterhaltung einschlagen würde. John würde versuchen, den Abstand zwischen dem sechs Jahre alten kränklichen Kind, das er verlassen hatte, und dem Sechzehnjährigen vor ihm zu überbrücken.

»Weißt du noch, was ich zu dir gesagt habe, bevor ich verschwunden bin?«

Wie ein offenes Buch.

»Ich habe dir gesagt …«

»Pass du auf die Familie auf, Georgie. Hab für mich ein Auge auf deine Schwester und deinen Bruder.«

»… dass du für mich auf deine Schwester und deinen Bruder aufpassen sollst. Das hast du gut gemacht. Jack ist noch am Leben, das ist doch was. War bestimmt nicht einfach, dieses Wunder hinzukriegen.«

Was weißt du denn schon darüber? Was weißt du schon über Jack, über seine Wutanfälle und darüber, dass er keine Ahnung hat, wie die Menschen ticken, oder über Rose, wie sie stundenlang versucht hat, ihn zu überreden, wieder menschlich zu werden? Was weißt du schon, du ekliges Wiesel? Du hast keinen Schimmer von unserer Familie. Du wolltest ja auch nichts wissen.

»Wie geht’s Rose?«

Wo warst du, als sie sich für uns den Arsch aufgerissen hat? Oh, richtig, da hast du dich an Elend, Vergewaltigung und Leid bereichert.

»Fürchtest du dich davor, mit mir zu sprechen, George?« John schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. »Verdammt, Junge, sag mir, wie es meiner Tochter geht!«

George zog Lynda ein Stück näher heran. »Mach das noch mal, und ich lasse sie deinen Hals anknabbern, aber schön langsam, einen Biss nach dem anderen. Rose wird sich freuen, wenn ich ihr deinen Kopf bringe.



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